Referenzen

Marion, Pflegefachkraft im Caritas-Altenpflegeheim St. Laurentius
Teilnahme am Grundkurs mit gemeinsamen Übungen mit einem Heim-Bewohner

Was möchten Sie für sich und den Pflegebedürftigen erreichen?

Ich möchte, dass der Bewohner sich wieder selbst entdeckt. Für beide Seiten wünsche ich mir den bestmöglichen Transfer. Ein Transfer, der den Betroffenen auf angst- und schmerzfreie Weise fordert, und bei dem ich meinen Rücken schone.

Welche Situationen im Arbeitsalltag empfinden Sie als besonders herausfordernd?

Als Herausforderung betrachte ich insbesondere die Arbeit mit an Demenz erkrankten Bewohnern. Bei ihnen die Kommunikation erschwert ist und das Verständnis für Gegenstände fehlt. Solche Situationen haben mich früher oft dazu verleitet, besonders schnell zu handeln und die Bewohner sehr schnell zu bewegen. Ähnliches gilt für den Umgang mit Menschen mit Kontrakturen und oder einem hohem Körpergewicht. Hier habe ich häufig mit einem Lifter, einer Aufstehhilfe und im 'Hauruck'-Verfahren gearbeitet.

Was hat sich für Sie durch Kinaesthetics verändert?

Für mich hat Kinaesthetics zu einer großen Arbeitserleichterung geführt. Ich habe deutlich weniger  Rückenschmerzen. Mein Blickwinkel hat sich verändert. Ich habe Spaß am Ausprobieren und am Herausfinden, was noch möglich ist. Ich habe Lust daran, andere Unterstützungsvarianten zu entwickeln. Der Umgang mit dem Bewohner ist jetzt bewusster: Ich nehme ihn und seine Ressourcen besser wahr und kann sie auch nutzen.

Was haben Sie durch Kinaesthetics gelernt?

Es war für mich wichtig, meine eigenen Bewegungsmuster kennen zu lernen. Auch die individuelle Begleitung eines einzelnen Bewohners hat mir sehr geholfen: Er hat wieder Spaß an der Bewegung und dem Transfer. Das zeigt er mir jedes Mal mit einem Lächeln im Gesicht. Er hat sogar wieder gelernt, kurzfristig zu stehen.

Durch solche Erfolge werden auch meine Kolleginnen und Kollegen neugierig und motiviert umzulernen. Der Lernprozess braucht Zeit, aber durch das neu Erlernte entsteht wieder eine Zeitersparnis.

Christina, Pflegehelferin
Teilnahme am Grundkurs mit gemeinsamen Übungen mit einem Heim-Bewohner

Was waren Ihre persönlichen Ziele für den Kinaesthetics Kurs?

Ich erhoffte mir, meinen Rücken mehr entlasten und meine Nackenverspannungen lindern zu können, weil sich viele Bewohner beim Tragen am Hals festhalten. Besonders herausfordernd schien mir Kinaestetics mit Demenzkranken, die mich vielleicht nicht verstehen, oder mit ängstlichen Bewohnern, die schwer zu motivieren sind.

Was haben sie gelernt?

Kinaesthetics hat mich begeistert und inspiriert. Es ist jetzt ein schöneres Miteinander zwischen den Bewohnern und mir und ich gehe ganz anders mit ihnen um: Ich habe gelernt, die Bewohner so sein zu lassen, wie sie sind und den Bewegungsablauf nur zu unterstützten.

Aus Zeitmangel habe ich vorher Tätigkeiten selbst übernommen, in der Annahme, dass es schneller geht. Aber es geht im Endeffekt nicht schneller und man tut den Bewohnern weh. Die eigene Belastung war größer und die Bewohner wurden nicht mehr gefordert.

Ich habe auch erkannt, dass ich meine Ziele nicht zu hoch stecken sollte, um motiviert zu bleiben. Ich sehe jetzt deutlicher die Individualität jedes Bewohners und ich merke, dass das Team hinter mir steht. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang, während die Mitarbeiter, die keine Kinaesthetics Schulung haben und nicht wissen, worum es geht, sehr schwer zu motivieren sind.

Was hat sich konkret im Arbeitsalltag verändert?

Ich konnte meine Rückenbelastung reduzieren, indem ich mehr auf mich selbst achte. Ich lasse die Bewohner mehr machen und fördere dadurch ihre Ressourcen. Sie bleiben länger beweglich und ich bin zufriedener. Und mein Wohlbefinden, überträgt sich. Ganz konkret achte ich verstärkt darauf, die Körperteile von Bewohnern einzeln zu bewegen und nicht alle auf einmal. Wir haben außerdem die Wechseldruckmatratze einer Bewohnerin durch eine normale Matratze getauscht, damit sie sich mehr spüren kann. Sie war ruhiger und selbstständige Bewegungen im Bett waren wieder möglich.

Hugo, Alltagsbetreuer im Caritas-Altenpflegeheim
St. Laurentius

Teilnahme am Grundkurs mit gemeinsamen Übungen mit einem Heim-Bewohner

Was möchten Sie für die Betroffenen erreichen?

Ich finde es wichtig, was der Bewohner will, was er sich wünscht und was er selbst noch tun kann. Ideal wäre für mich, auch depressiven Menschen ein neues Lebensziel darstellen zu können oder sie zumindest so zu motivieren, dass sie wieder in Gesellschaft mit anderen Bewohnern kommen. Ich wünsche mir, dass sie andere Werte entdecken, einen neuen Start hier in unserem Haus erleben und als eine neue Etappe ihres Lebens wahrnehmen.

Für mich bestand die Herausforderung im Kurs darin, den Bewohner hinsichtlich seiner Bewegungsressourcen besser kennen zu lernen: Ich wollte erfahren, was er noch kann und ihm gleichzeitig von meiner Seite mehr Sicherheit geben. Mein Ziel ist es, Menschen, die als unbeweglich gelten, mehr nach ihren Fähigkeiten zu aktivieren, so dass die selbstständige Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme wieder möglich wird. Außerdem suche ich noch nach Möglichkeiten, das Kognitive zu fördern.

Was haben Sie durch Kinaestethics gelernt?

Ich nehme die Fähigkeiten und Schwierigkeiten des Bewohners besser wahr und sehe, welche Ressourcen ich aktivieren kann. Ich habe außerdem meinen Körper besser kennengelernt und wie ich auf schonende Art und Weise Ziele erreichen kann. Vieles hätte ich mir früher gar nicht zugetraut.

Ich glaube, ich gehöre hier im Haus zu denjenigen, die ein bisschen voran gegangen sind und auch etwas riskiert haben. Es reizt mich, neue Erkenntnisse zu erlangen oder selber neue Hilfsmittel herzustellen, damit die Bewohner beispielsweise etwas gegen eine Kontraktur tun können. Ich fordere mich täglich selber, auch geistig, um neue Methoden zu entwickeln.

Bei welchen Aktivitäten hat Ihnen Kinaesthetics besonders geholfen?

Kinaesthetics hat mir geholfen zu verstehen, wie wichtig die Haltung des Körpers und dass man ihn manchmal nur nur als Stützpunkt anbieten muss, damit eine Kette von Reaktionen in Gang kommt. Ich habe im letzten Sommer ein Projekt begonnen, bei dem die Bewohner auf den Boden gehen – und zwar draußen auf einer Wiese – , damit sie ihren Körper wieder besser wahrnehmen können.

Eine andere Bewohnerin hatte den großen Wunsch, weil ich das mit anderen Bewohnern gern übe, sich an der Brüstung zum Foyer festzuhalten und sich hinzustellen. Das hat sie gefordert, aber sie hat auch die schöne Erfahrung gemacht, sich im Stehen zu erleben.

Die Bewegung bewusst wahrzunehmen, nicht immer nach Schnelligkeit funktionieren müssen, einen Gang zurückschalten und sich fragen: Was ist gut für die Bewohner? Das minimiert die Risiken auf beiden Seiten.

Heiko Baro, Leiter des Caritas-Altenpflegeheims St. Laurentius

Welchen Nutzen sehen Sie in Kinaesthetics?

Ich bin überzeugt, dass Kinaesthetics sowohl Bewohnern als auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas bringt. Es gibt auch einige Rückmeldungen von Pflegekräften, die sagen, dass es nicht bei allen funktioniert. Aber ich merke, dass es gut ist, von dieser fachlichen Alternative zu wissen. Es ist ein Schatz, aus dem man schöpfen kann, und der bei speziellen Fragen hilfreich sein kann. Eine Mitarbeiterin erzählte mir von einer Bewohnerin, bei der die Anwendung von Kinaesthetics super geklappt hat und ein Erfolg für beide Beteiligten war.

Wie wird Kinaesthetics in Ihrer Einrichtung umgesetzt?

Aus der Führungsebene heraus ist es sehr schwer, diesen Prozess zu begleiten und voran zu bringen. Er benötigt viel Geduld. Wir sind noch nicht an dem Punkt, an dem wir sagen: Es greift komplett. Vielleicht ist es generell zu viel erwartet, dass wir das je schaffen könnten. Allerdings versprechen wir uns sehr viel von der Peer Tutoren-Schulung. Die Peer Tutoren (Anm.: speziell geschulte Mitarbeiter, die ihrerseits Kollegen beim Erlernen von Kinaesthetics unterstützen) werden sicherlich diesen Prozess positiv vorantreiben.

Ich bin immer vorsichtig, vor allem am Anfang. Dennoch glaube ich, dass Kinaesthetics uns helfen wird, die Bewohner in bestimmten Versorgungssituation besser zu unterstützen – auch, wenn wir das nicht innerhalb eines Jahres schaffen werden.

Sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt zufriedener als zuvor?

Nein. Ich könnte nicht sagen, dass Kinaesthetics allein bei uns eine bestimmte Zufriedenheit schafft. Das ist nicht der Fall. Aber ich glaube, es kann stolz machen und in einigen Situationen wirklich helfen. Beispielsweise in einer Notlage, wenn der eigene Rücken weh tut. Oder wenn Bewohner Schmerzen haben durch das, was ich als Pflegekraft mache. Das Wissen um Kinaesthetics macht etwas mit dem Selbstbewusstsein und damit wirkt es auch auf die Gesundheit.


Silvia Lorenz, Leiterin des Pflegedienstes

 

Was hat sich durch Kinaesthetics verändert?

 

Das Bewusstsein bei den Mitarbeitern hat sich verändert. Während früher bei einem Bewohner mit der Aufstehhilfe gearbeitet wurde, wird er jetzt mobilisiert. Einige Mitarbeiter entwickeln auch Neues und motivieren ihre Kolleginnen und Kollegen, es auch auszuprobieren. Viele Pflegekräfte fragen sich jetzt: Was braucht der Mensch gerade und wie hilft mir die Kinaesthetics dabei?

 

Wir haben zum Teil auch die Umgebung verändert und beispielsweise Unterstützungsflächen in Betten geschaffen. So wird die weiche Wirkung einer Matratze kurzzeitig durch hartes Material aufgehoben. Dadurch werden Bewegungen im Bett erleichtert und die Eigenwahrnehmung unterstützt. Wir haben außerdem Wechseldruckmatratzen aus vielen Betten entfernt.

 

Eine weitere Veränderung: Wir hatten sonst mehr Mitarbeiter, die sich verhoben haben, Rückenschmerzen hatten oder durch falsche Bewegungen Beschwerden hatten. Das ist deutlich besser geworden. Die Mitarbeiter achten bewusster auf sich.

 

Was haben von Sie Kinaesthetics in Ihrem Haus erwartet?

 

Das Interesse war am Anfang recht groß, so dass wir uns entschieden haben, sämtliche Pflegekräfte zu schulen. Wir hatten uns überlegt, dass die Umsetzung einfacher sei, wenn alle mitmachen. Diese Erwartung war wahrscheinlich zu hoch angesetzt. 

 

Inwiefern?

 

Was ich sehr gut finde, ist, dass die Mitarbeiter in speziellen Momenten auf das Gelernte zurückgreifen. Es gibt auch einzelne Mitarbeiter, die sehr intensiv mit Kinaesthetics arbeiten und dann ihre Erfahrungen ins Team bringen. 

 

Doch das Umdenken im Arbeitsalltag ist schwieriger und der Prozess dauert deutlich länger als zunächst gedacht. Es fällt einigen Mitarbeitern schwer, sich so 'herunter zu schalten' oder sie nehmen sich keine Zeit dafür. Die meisten wollen jedoch ihr verhalten ändern, auch wenn es im Alltag manchmal schwer unterzubringen ist. Es sind nur wenige Mitarbeiter, die das nicht wollen.

 

Was hat sich bei den Bewohnern verbessert?

 

Durch den Konzeptblickpunkt sind Bewegungen bei den Bewohner leichter möglich: Bewegungselemente,  Spastiken oder verhärtete Muskeln können deutlich besser gelockert werden. Durch den reduzierten Einsatz von Hilfsmitteln, wie beispielsweise der Aufstehhilfe, können die Bewohner wieder aktiver beim Transfer beteiligt werden sich dadurch wesentlich besser wahrnehmen.

 

Was erwarten Sie von den Peer Tutoren – den Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern, die ihre Kollegen künftig beim Erlernen von Kinaesthetics unterstützen sollen?

 

Es sollen sechs Mitarbeiter ausgebildet werden, damit immer Ansprechpartner vor Ort sind, die zeitnah schulen können. Sie sollen Anleitungsprozesse gestalten und die Kolleginnen und Kollegen motivieren, Neues auszuprobieren. Die Pflegekräfte können sich mit den Peer Tutoren treffen, üben oder gemeinsam überlegen, was ein Bewohner gerade braucht.